Sonntag, 29. Juli 2012

Eine familien Geschichte

Ich renne. Ich renne schon seit Stunden. Meine Füße tun noch überhaupt nicht weh. Ich kann mich entscheiden. Davonlaufen oder zurücklaufen. Am liebsten würde ich davonlaufen, meinen Namen ändern und wegziehen. Aber mit 14 Jahren ist das gar nicht so leicht. In meiner Familie ist die Hölle los. Mein Vater hat meine Mutter vor Jahren betrogen. Da war ich noch relativ klein. Mein 16 Jähriger Bruder zog zu meinem Vater nach Berlin als sich die beiden schieden. Ich war also alleine mit meiner Mutter. Das war auch okay so. Wir haben und immer gut verstanden und ich habe ihr geholfen soweit es ging. Vor ein paar Monaten kam dann die schreckliche Nachricht: Mein Vater hatte einen Autounfall und ist sofort gestorben. Die ganze Familie trauerte. Sogar meine Mutter die all die Jahre nichts von meinem Vater gehört hatte und ihn auch nie wieder sehen wollte. Er hatte ihr das Herz zu sehr gebrochen. Aber denn Tot hatte sie ihm auch nie gewünscht. Aber jetzt wo mein Vater nicht mehr lebt, zieht natürlich auch mein Bruder wieder zu uns. Er und meine Mutter haben sich nie verstanden, darum ist er auch mit meinem Vater gegangen. Und somit beginnt die ganze Geschichte.
Mein Bruder ist kein normaler 16 Jähriger Teenager. Er ist ein Rebell geworden und macht was er will. Regeln gibt es für ihn nicht. Ihm ist alles scheiß egal. Sein Motto: Rauchen. Trinken. Stehlen. Er ist sogar schon vorgewarnt worden. Berlin hat ihn verändert. Früher war er anders. Er war ein sehr guter Schüler der auch gerne in die Schule ging. Auch als er und mein Vater auszogen war er immer noch ein braver Junge. Aber irgendetwas in Berlin musste in verändert haben. Aber was? Ich werde es wohl nie herausfinden, denn er spricht nicht mit mir. Und wenn doch, dann nennt er mich nur ein kleines dummes Kind und noch weitere Sachen die ich jetzt ungern sagen würde.
Auch zu meiner Mutter ist er nicht netter. Er respektiert sie überhaupt nicht mehr und redet auch kaum mit ihr. Er ist sonst nur in seinem Zimmer und dreht die Musik so laut auf das man es durch die ganze Wohnung hört. Sogar die Nachbarn haben sich schon öfter beschwert. Unsere Wohnung ist relativ klein weil wir uns eine größere nicht leisten können. Meine Mutter hat zwar einen Jo und auch viele Nebenjobs, aber wir kommen trotzdem nur knapp über die Runden. Ich finde das okay. Natürlich hätte ich schon gerne einen Fernseher oder Internet, aber ich finde es so auch gut. Mein Bruder hat das IPhone. Das hat ihm mein Vater geschenkt und er hat auch Internet dabei. Warum hat mein Vater uns nichts hinterlassen? Was ist in Berlin alles passiert? Warum ist mein Bruder so wie e r jetzt ist? Ich finde das Das finde ich komisch. Sehr komisch.
Ich hoffe ich werde nicht wie mein Bruder. Zukunft ist für mich ein wichtiges Thema. Was mache ich nach der Hauptschule? Werde ich in eine weitere Schule gehen oder einen Lehrberuf beginnen?
Und was will ich eigentlich mal werden? Im Großen und Ganzen weiß ich das ja eigentlich schon. Ich möchte nach Südafrika und einen Sozialen Beruf machen. Ich will dort den Menschen helfen, denen es nicht so gut geht wie uns. Die hart für ihr Geld arbeiten müssen oder gar kein zu Hause haben. Der Menschheit zu helfen, das ist mein Traum. Aber dieser Traum wird wohl niemals in Erfüllung gehen. Denn ich wüsste nicht wie ich mir das leisten könnte. Wir haben kein Geld um mir ein Flugticket nach Südafrika zu kaufen. Und auch sonst könnte ich das Leben dort nicht finanzieren. Dies ist also auch nur ein Traum der niemals wahr wird. Ich habe aber auch noch nie mit meiner Mutter darüber gesprochen. Ich will nicht, dass sie sich schuldig fühlt, dass sie meinen Traum nicht erfüllen kann. Das ist aber auch nicht ihre Aufgabe..
Und nun bin ich hier. Ich renne durch die Straßen und weiß nicht wo ich hin soll. Ich will meine Mutter nicht alleine lassen. Ich muss zurück. Wird sie sich sorgen gemacht haben?
Ich laufe weiter. Weiter durch die dunklen Gassen. Ich muss mich entscheiden. Aber ich muss nach Hause. Meine Mutter braucht mich. Ich rannte nach Hause. Dort angekommen, öffnete ich leise die Tür. Keiner war da. Wo ist meine Mutter? Sucht sie schon nach mir? Und wo ist mein Bruder?
Ich ging in die Küche. Keiner war da. Ich durchsuchte die ganze Wohnung. Aber ich konnte niemanden finden. Es war völlig ruhig.
Morgen geht die Schule wieder los. Nach 9 Wochen Ferien geht’s wieder ans lernen. Ich habe kein so großes Problem mit der Schule aber Ferien sind mir trotzdem lieber. Ich bin auch nicht so schlecht beim Lernen und ich hab eigentlich auch immer gute Noten. Wie mein Bruder früher. Ich hoffe, dass ich nicht so werde wie er. Heute Morgen ist er wieder einmal völlig ausgerastet. Meine Mutter hat in an einer Schule hier in der Nähe angemeldet. Aber er hat sich dagegen geweigert wieder in die Schule zu gehen. Es ist sogar so weit gekommen, dass er eine Glasfalsche gegen die Wand geschleudert hat! Ich hatte furchtbare Angst und wollte meine Mutter nicht alleine zu Hause lassen. Mein Bruder ist nachdem dann in sein Zimmer gerannt, hat sich Schuhe und Jacke geholt und ist aus dem Haus gegangen. Jetzt weiß ich wenigstens, dass meine Mutter sicher ist. Sie hat so viel durchgemacht in den letzten Jahren. Mein Vater hat sie betrogen und belogen. Und er hat sie von den einen auf den anderen Tag verlassen. Dreckschwein! Wie kann man einer Frau so etwas nur antun? Und dann noch dazu so einer hübschen. Meine Mutter ist wirklich eine hübsche Frau. Sie ist groß und schlank, hat lange blonde Haare und hat ein wunderschönes Gesicht. Freunde meiner Mutter sagen sie könnte als Model arbeiten. Warum sie das nicht macht? Sie legt nicht so sehr Wert aufs aussehen. Daher schminkt sie sich auch nicht. Aber das ist völlig egal. Sie ist auch ohne Schminke eine wunderhübsche Frau. Und eine starke! Alles was sie durchgemacht hat, steckt sie einfach weg. Als wäre sie eine Superheldin. Das dachte ich früher zumindest. Jetzt höre ich sie öfters weinen. Seit mein Bruder wieder bei uns wohnt geht es ihr schlechter. Sie hat nie viel Wert auf Liebe gelegt. Daher hat sie das mit meinem Vater mehr oder weniger leicht wegstecken können. Doch das ihr eigener Sohn gegen das Gesetz verstößt und keinen Respekt mehr vor seiner eigenen Mutter hat, dass macht ihr sehr zu schaffen. Ihr ist Respekt sehr wichtig. Wenn sie zum Beispiel in einem vollen Bus sitzt und eine ältere Dame oder ein älterer Herr suchen einen Sitzplatz, dann ist sie eine von den ersten die aufsteht und ihren Platz anbietet. „Es gibt schon sehr wenige Menschen die das noch tun.“ Hat sie einmal zu mir gesagt. Ich mache das auch. Aber ich fahre eigentlich sehr selten mit dem Bus. In die Schule kann ich zu Fuß gehen weil sie nicht weit weg ist. Und sonst fahre ich nirgends hin wo ich den Bus benutzen könnte. Ich fahre ja nie einkaufen in die Stadt oder sonst wo hin. Ich bleibe meistens im Ort und besuche meine Freunde. Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich viele Freunde habe oder, dass ich sehr beliebt bin. Aber dafür habe ich echte Freunde die immer für mich da sind egal was ist.
Der erste Schultag war eigentlich relativ entspannend. In der ersten Schulwoche passiert ja ohnehin nicht viel. Der neue Stundenplan steht ja auch noch nicht fest. Und wir hatten ohnehin nur 5 Stunden schule. Davon waren 2 Stunden Turnen, 1 Freistunde und 2 Stunden wo ein Lehrer mit uns über unsere Ferien gesprochen hat. Das war doof. Es war doof zu hören was die anderen in den Ferien alles gemacht haben. Ein Mädchen ist das Ägypten geflogen. Eine andere war in Griechenland. Eigentlich waren alle im Urlaub außer mir. Das einzige was ich erzählen konnte war „Mein Vater ist gestorben.“ Ich glaube, ich habe allen die Stimmung verdorben. Hätte ich es vielleicht nicht erzählen sollen? Dann müsste ich mir jetzt nicht diese Mitleidsdramen von den anderen anhören. „Oh das tut mir sehr leid für dich Jana!“, sagte meine Klassenlehrerin. „Ach, das muss es nicht. Ich hab ihn sowieso nie wirklich gesehen und das einzige was er erreicht hat ist das er das Herz meiner Mutter gebrochen hat und meinen Bruder vollkommen verändert hat!“, antwortete ich beinhart der ganzen Klasse ohne auch nur eine einzige Träne zu vergießen. Ich vermisse ihn wirklich nicht besonders. Warum auch? Ich kannte ihn doch kaum. Er ist eigentlich ein Fremder für mich. Mein eigener Vater ist ein Fremder für mich. Aber er hat Narben in meiner Familie hinterlassen. Er hat meinen Bruder verändert und auch meine Mutter. Sie ist weitaus nichtmehr so stark wie sie einmal war. Und das macht ihn automatisch zu einem Feind. Nicht immer muss eine Mutter ihre Tochter beschützen. Manchmal, ist das auch umgekehrt. Ich wollte nie, dass er stirbt, aber manchmal denke ich, dass er es nicht anders verdient hat. Vielleicht ist das alles Schicksal.


Jetzt sind schon 3 Jahre vergangen seit dem mein Vater gestorben und mein Bruder bei uns eingezogen ist. Meine Mutter konnte meinen Bruder überzeugen, dass er zu einem Psychologen ging. Keine Ahnung wie sie das geschafft hat! Mein Bruder arbeitet jetzt selbst als Jugendbetreuer und redet mit Jugendlichen die auf die schiefe Bahn geraten sind. Ich glaube, dass das ganz gut ist, denn er weiß ja auch wovon er redet! Ich finde das cool. Er hilft endlich auch der Menschheit und verdient dabei garnichtmal so schlecht! Meine Mutter und mein Bruder haben gemeinsam eine Familienhilfe besucht und verstehen sich jetzt wieder sehr gut. In unserer Familie läuft alles perfekt. Und zu meinem 14 Geburtstagen habe ich von den beiden die größte Überraschung bekommen die man sich nur vorstellen kann. Einen Schüleraustausch nach Südafrika! Und der kostet nicht so viel weil die Schule einen Teil der Kosten übernimmt! Mein Traum wird wahr! Ich kann endlich nach Südafrika!
In meiner Familie herrscht wieder Frieden und ich kann meinen Traum leben. Das nenn ich mal ein Happy End!
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